
Flugentschädigung: So bekommt ihr jede Menge Geld zurück!
Euer Flug war verspätet oder ist ausgefallen? Dann steht euch in vielen Fällen eine Flugentschädigung zu! Diese kann bei Flugausfall den gesamten Ticketpreis betragen oder bei längeren Verspätungen zwischen 250 und 600 Euro pro Person liegen. Allerdings ist die Höhe der Entschädigung abhängig von unterschiedlichen Faktoren.
Da wir selbst vor Kurzem nach einer siebenstündigen Flugverspätung erfolgreich Geld eingefordert haben, möchten wir euch mit diesem Beitrag unter die Arme greifen. Wir zeigen, mit welchen Möglichkeiten ihr die Flugentschädigung einfordern könnt, erklären, wann man entschädigt wird, wie die Preise der Flugentschädigung gestaffelt sind und vieles mehr.
Am Ende des Beitrags solltet ihr also bestens Bescheid wissen und könnt anschließend – hoffentlich erfolgreich – eure Flugerstattung einsacken. Wir drücken euch die Daumen und wünschen euch viel Spaß beim Lesen!
Hinweis: Wir sind keine Anwälte und können euch keine Garantie für die Richtigkeit unserer Angaben geben. Allerdings haben wir aufgrund unserer Flugverspätung sehr viel recherchiert, viele Gerichtsurteile gelesen, zahlreiche Tipps bekommen und die wichtigsten Infos für euch herausgefiltert.
Flugentschädigung richtig einfordern
Starten wir direkt mit dem wichtigsten Punkt: Wie kann man die Flugentschädigung erfolgreich einholen? Im Prinzip gibt es zwei Optionen: Entweder man tritt selbst an die Airline heran oder man beauftragt einen externen Anbieter, der darauf spezialisiert ist, die euch zustehende Erstattung einzufordern. Beide Möglichkeiten stellen wir euch nun ausführlich vor.
Sich selbst an die Airline wenden
Sich selbst an die Airline zu wenden, ist komplett kostenlos, kann aber mit viel Aufwand verbunden sein. Der Aufwand ist abhängig von der Kulanz der jeweiligen Fluggesellschaft. Wir haben diese Option genutzt, uns direkt an die Airline gewandt und hatten damit relativ schnell Erfolg. Um genau zu sein, haben wir innerhalb von zehn Tagen nach Ausfüllung eines Online-Formulars 400 Euro pro Person (insgesamt also 800 Euro) von Ryanair erstattet bekommen. Das es so fix und reibungslos abläuft, hätten wir niemals gedacht!
Allerdings ist das nicht immer so. Es gibt genug andere Airlines, die sich selbst bei eindeutigen Fällen, wie z. B. technischem Versagen der Maschine, querstellen. Oft wird man wochen-, wenn nicht sogar monatelang hingehalten – erst recht, wenn man als Privatperson das Geld einfordern will. Viele Fluggesellschaften denken, der Fluggast sei blöd, gibt irgendwann auf oder lässt sich mit einem Gutschein zufriedenstellen. Und wisst ihr was? Oft klappt das auch, obwohl vielen Reisenden mehrere hundert Euro Entschädigung zustehen.
Lasst euch deshalb niemals auf solche falschen Deals ein! Es gibt mittlerweile eine ziemlich eindeutige EU-Fluggastrechte-Verordnung, die ganz genau regelt, wann euch welche Flugentschädigungen zustehen. Doch dazu später mehr.

So könnt ihr die Airline kontaktieren
Manche Airlines bieten mittlerweile Online-Formulare an, die ihr mit verschiedenen Angaben ausfüllen müsst, wie z. B. Flugnummer, Kontodaten für die Überweisung, Dauer der Verspätung sowie zusätzliche Ausgaben für Essen, Trinken oder Hotel. Außerdem wird meist ein Upload des Boarding Passes verlangt sowie eine Bestätigungs-Mail, dass der Flug ausgefallen ist oder verspätet war. So war es auch in unserem Fall.
Sollte kein Online-Formular zur Verfügung stehen, könnt ihr die Airline per E-Mail anschreiben und so die Flugerstattung fordern. Damit ihr euch nicht den Kopf über einen passenden Text zerbrechen müsst, gibt es für die Beschwerde-Mail gut formulierte Word-Vorlagen zum Ausfüllen im Internet – diese hier zum Beispiel: Musterbrief Entschädigung.
Natürlich könnt ihr euch auch per Telefon an die Airline wenden. Das kann allerdings sehr nervenaufreibend sein. Meistens versuchen die Mitarbeiter am Telefon vieles gut zu reden und den Kunden solange hinzuhalten, bis man völlig gestresst auflegt.
Tipp: Sollte sich die Airline trotzdem querstellen, könnt ihr euch die kostenlose App „Flugärger“ der Verbraucherzentrale herunterladen und es darüber versuchen. Die App errechnet euch nicht nur die zustehende Höhe der Entschädigung, sondern erstellt automatisch in eurem Namen eine E-Mail mit der Forderung nach Flugerstattung und schickt sie über euer E-Mail-Programm an die Airline raus.
→ Flugärger-App für das iPhone
Einen Anbieter für Flugentschädigungen beauftragen
Einen Anbieter für Flugentschädigungen ins Boot zu holen, ist definitiv die gemütlichere, aber auch teurere Option. Ein solcher Anbieter übernimmt die komplette Abwicklung für euch und fordert die Flugerstattung in eurem Namen von der Airline ein. Ihr müsst euch also um nichts kümmern, könnt euch gemütlich zurücklehnen und auf das Geld warten.
Die Erfolgschance ist relativ hoch, da die unterschiedlichen Unternehmen mit Rechtsanwälten zusammenarbeiten, die sich im Bereich der Fluggastrechte hervorragend auskennen. Oft lenken die Airlines schon ein, sobald sie sehen, dass die Forderung von bekannten Firmen wie Flightright oder Fairplane gestellt wird. Eine 100 prozentige Erfolgsgarantie gibt es aber auch hier nicht.
Der Nachteil des Ganzen: Die Anbieter verlangen oft eine relativ hohe Gebühr bzw. Erfolgsprovision. Meist sind es 25 bis 35 Prozent der gesamten Flugentschädigung oder mehr. Die Höhe der Gebühr errechnet sich nach Risiko. Ist euer Fall eindeutig, werden euch weniger Prozente abgezogen, ist die Aussicht auf Erfolg risikoreicher müsst ihr mehr abdrücken. Die Gebühr wird allerdings nur fällig, wenn die Forderung Erfolg hat. Sollte auch der Anbieter scheitern, müsst ihr nichts zahlen. Ihr seid also keinerlei Risiko ausgesetzt.
Vergleichstabelle der Anbieter
In den letzten Jahren sind Unternehmen für Flugerstattungen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Nachdem wir in unseren Instagram Stories unsere Community zu diesem Thema befragt und über 200 Antworten mit Empfehlungen erhalten haben, kristallisierten sich schnell vier oft genutzte Anbieter heraus: Flightright, Fairplane und Airhelp.
Hinweis: Auf dem Smartphone lässt sich die Tabelle von links nach rechts bewegen.
FairPlane | |||
Provision: | |||
Höhe der Provision: | |||
Erstattungsrechner | | | |
Transparente Webseite: | | | |
Max. Auszahlung: | |
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Bewertungen: | | (Trustpilot) | |
Zum Anbieter: |
Fazit: Obwohl Airhelp der beliebteste Anbieter ist, schneidet er schlecht ab. Die höchsten Gebühren, eine untransparente Webseite und die niedrigste maximale Auszahlung haben uns nicht überzeugt. Anders sieht es bei FairPlane aus. Die Gebühren liegen zwar im Mittelfeld, dafür sind die Bewertungen hervorragend und es winkt der höchste, maximale Auszahlungsbetrag.
Fluggastrechte: Wann und wie hoch wird man entschädigt?
In diesem Teil des Beitrags stellen wir euch nun die wichtigsten Punkte der EU-Fluggastrechte-Verordnung vor und zeigen, wann ihr überhaupt eine Chance auf Erstattung habt, wann nicht und wie hoch die unterschiedlichen Auszahlungen sind.
Flugverspätung
Flugverspätungen sind der häufigste Grund, warum Passagiere Geld zurückbekommen. Sobald der Flug mindestens drei Stunden verspätet ist, habt ihr Anspruch auf Flugerstattung. Allerdings gilt die Ankunftszeit und nicht die Abflugzeit.
Beispiel: Sollte das Flugzeug drei Stunden später starten, während des Fluges eine halbe Stunde einholen und am Ende mit zweieinhalb Stunden Verspätung landen, geht ihr leider leer aus.
Die Höhe der Flugentschädigung richtet sich zusätzlich nach geflogenen Kilometern. Passend dazu eine kleine Tabelle.
Hinweis: Auf dem Smartphone lässt sich die Tabelle von links nach rechts bewegen.
Vor allem die letzten beiden Zeilen der Tabelle sorgen oft für Verwirrung. Leider wurde aber bei der EuGH Rechtsprechung vom 19.11.2009 entschieden, dass Flüge mit einer Länge von über 3.500 Kilometern mindestens vier Stunden verspätet sein müssen, um die vollen 600 Euro pro Person zu erhalten. Sollten es nur drei bis vier Stunden sein, kann die Airline die Entschädigung um 50 Prozent verringern.
Hinweis: Sollte sich der Abflug auf den nächsten Tag verschieben, muss die Airline auch die Kosten für ein Hotel und den Transport zum Hotel übernehmen!
Flugausfall
Doch wie sieht es bei einem Ausfall aus? Sollte der Flug gestrichen werden, könnt ihr euch den Preis des Tickets komplett erstatten lassen und bekommt dazu eine extra Entschädigung. Die Höhen der zusätzlichen Entschädigung sind die gleichen wie im Punkt „Flugverspätung“.
Das Recht auf extra Entschädigung gilt allerdings nur, wenn der Flug innerhalb der letzten 14 Tage vor Reisebeginn annulliert wurde. Erfolgt die Absage 15 Tage im Voraus oder noch früher, bekommt ihr nur den Ticketpreis zurück. Hinweis: Als Annullierung gilt auch das Vorverlegen der Abflugzeit um mehrere Stunden.
Anstatt der Erstattung des Ticketpreises könnt ihr alternativ auch eine anderweitige Beförderung zum Zielort in Anspruch nehmen, die die Airline bezahlen muss. Auch in diesem Fall steht euch eine zusätzliche Entschädigung zu, welche aber etwas niedriger ist:
In diesem Fall ist die Fluggesellschaft dazu verpflichtet, euch kostenloses Essen und Trinken bereitzustellen, während ihr auf die anderweitige Beförderung wartet. Auch die Möglichkeit zu telefonieren oder E-Mails zu versenden, muss gegeben sein.
Wann erhält man keine Flugentschädigung?
Wenn außergewöhnliche Umstände zu einer Verspätung oder einem Flugausfall führen. Was „außergewöhnliche Umstände“ sind, ist bis jetzt noch nicht klar geregelt bzw. gibt es kein eindeutiges Gesetz dazu.
Feststeht, dass unter diesen Punkt extrem schlechtes Wetter, Umweltkatastrophen, Flughafenprobleme (keine Flugzeugprobleme) und der Streik von Piloten sowie der Bordcrew fällt. Allerdings gibt es verschiedene Ausnahmen, durch die trotzdem eine Entschädigungszahlung möglich wird.
Nun sind wir aber an einem Punkt angekommen, an dem wir selbst an unsere Grenzen stoßen und euch leider nicht mehr mit genauen Angaben weiterhelfen können. In solchen speziellen Fällen braucht man deutlich mehr Gesetzeskenntnisse und sollte sich an einen der genannten Anbieter für Flugerstattungen wenden.
Was ist nötig, um die Flugerstattung zu fordern?
Dies ist je nach Airline unterschiedlich. Manche Fluggesellschaften wollen mehr Nachweise, manche weniger. Wir haben zum Beispiel nur unsere Boarding-Pässe und die Bestätigungs-Mail über die Flugverspätung gebraucht. Die E-Mail wurde uns automatisch von der Airline zugeschickt. Folgende Dinge solltet ihr deshalb sicherheitshalber aufbewahren:
- Boarding-Pässe
- Rechnungen für Verpflegung, Hotel oder Transportkosten
- Bestätigungs-Mail der Airline, dass der Flug verspätet war oder ausgefallen ist
Tipp: Um auf Nummer sicher zu gehen, könnt ihr am Flughafen direkt einen Mitarbeiter der Airline nach einer schriftlichen Bestätigung der Flugverspätung fragen.
Wie lange kann man eine Entschädigung einfordern?
Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes vom 10.12.2009 könnt ihr die Entschädigung bei Flugverspätung oder Ausfall bis zu drei Jahre lang rückwirkend einfordern. Dazu zwei kurze Beispiele:
- Euer Flug war im August 2019 zu spät? Dann könnt ihr das Geld auch noch im Juli 2022 zurückfordern.
- Euer Flug war im März 2015 zu spät? Dann habt ihr die Frist von drei Jahren leider verpasst und könnt nichts mehr zurückverlangen.
Abschließendes Fazit
Lasst euch von den Fluggesellschaften nichts erzählen, sondern überprüft selbst, ob ihr ein Anrecht auf Flugentschädigung habt oder nicht. Oft ist es eindeutiger, als man im ersten Moment denkt!
Die wichtigste Frage ist am Ende nur: das Geld selbst einfordern oder ein externes Unternehmen beauftragen? Wir haben die Airline selbstständig kontaktiert, hätten aber auf einen Anbieter zurückgegriffen, wenn wir am Ende erfolglos geblieben wären.
Allerdings können wir es gut verstehen, wenn ihr direkt einen Anbieter um Hilfe bittet. So vermeidet ihr von Anfang an unnötigen Stress. Auch bei speziellen Fällen wie Pilotenstreik oder schlechtem Wetter lohnt es sich, einen professionellen Anbieter um Hilfe zu bitten.
Im Endeffekt können wir uns mehr als glücklich schätzen, dass unsere Airline keine Probleme gemacht und das Geld zügig überwiesen hat!
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