
Wenn eine Introvertierte und ein Extrovertierter gemeinsam die Welt bereisen
Lange ist er her, unser letzter persönlicher Artikel über uns. Wahrscheinlich sogar schon zu lange. Dafür geht es diesmal tief in unser Inneres und auch in unsere Beziehung.
Seit wir vor über 5 Monaten losgezogen sind haben wir einige Eigenschaften an uns entdeckt, die uns davor in Deutschland und auf unseren anderen kurzen Reisen noch nie aufgefallen sind. Uns wurde dadurch bewusst, dass wir gar nicht so gleich sind, wie wir davor immer dachten.
Warum uns das früher noch nicht aufgefallen ist? Weil wir in Deutschland immer den selben Tagesablauf hatten und voll im Alltagstrott drin steckten. Fast jeder Tag lief gleich ab, es gab keine Herausforderungen, wir waren immer von den gleichen Leuten umgeben und es gab so gut wie nie etwas Neues oder Ungewohntes. Einfach alles hatte seinen geordneten Platz in unserem Leben. An ein verlassen der Komfortzone war dadurch gar nicht zu denken.
Aber genau dieses verlassen der Komfortzone, dass wir in den letzten 5 Monaten öfters getan haben als in unserem ganzen Leben zuvor, hat uns auch einige Unterschiede zwischen uns beiden gezeigt. Der Größte und Wichtigste ist wohl, dass Marco eher eine extrovertierte Persönlichkeit ist und ich eher in die introvertierte Richtung gehöre.
Aufgefallen ist es uns, da wir in den letzten Monaten sehr oft sehr viel Gesellschaft hatten und auch sehr viele neue Menschen in unser Leben getreten sind. Für mich war das nicht immer einfach, für Marco dagegen kein Problem. Doch wie sich das alles genau auf uns ausgewirkt hat, erzählen wir euch jetzt aus unserer eigenen Sicht.
Sara:
Wir haben in Indonesien und auf Thailand so viele neue und auch wirklich tolle Menschen kennengelernt. Menschen die uns inspirieren und mit denen wir uns auf einer Wellenlänge fühlen. Und ich bin überglücklich über jede neue Bekanntschaft. Aber gerade hier in Thailand war es die letzten Wochen sehr viel. Eigentlich zu viel.
Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich mit dem Schwung an unterschiedlichen und neuen Menschen, die plötzlich irgendwie da sind und mit denen wir dann auch öfters was gemacht haben, nicht immer klar komme. Mir fehlt dadurch oft einfach die Zeit für mich bzw. uns beide alleine.
Die Folge: Ich fange langsam an mich zurückzuziehen und immer weniger an Gesprächen teilzunehmen. Im Endeffekt ist es ein automatischer Vorgang, den ich selbt gar nicht wirklich wahrnehme. Aber meinen Mitmenschen und vor allem Marco fällt es relativ schnell auf.
Ich muss auch noch dazu sagen, dass ich von Natur aus eine eher ruhige Person bin und nicht gleich am ersten Abend mit jemandem über Gott und die Welt reden kann. Mich überfordert so etwas. Im Gegensatz zu Marco. Ich brauche immer eine gewisse Zeit um mich zu öffnen und mit Menschen warm zu werden. Bei manchen geht es schneller, weil einfach die Chemie stimmt, bei anderen dauert es ein bisschen und bei wiederum anderen klappt es gar nicht.
Und dann gibt es aber auch noch die Momente wo meine Tagesform echt mies ist. An solchen Tagen will ich einfach niemand anderen um mich herum haben. Da brauche ich einfach die gemeinsame Zeit zusammen mit Marco. Zeit während der ich einfach etwas in mich gehen kann.
Nachdem ich das alles festgestellt und wir zu zweit darüber geredet hatten, musste ich aber auch lernen „Nein“ zu sagen. Wenn ich einfach merke, dass ich heute Zeit für mich brauche, Marco aber gerne noch mit jemand anderem was machen möchte, dann sage ich das mittlerweile ganz klar. Und zum Glück versteht er das auch vollkommen.
Manchmal bleibt er dann bei mir und manchmal zieht er auch ohne mich los. Was aber absolut kein Problem für mich ist. So haben wir beide etwas davon. Ich habe die nötige Zeit für mich selbst und Marco kann seiner extrovertieren Ader nachgehen. Nur weil wir auf einer gemeinsamen Reise sind, heißt das nicht rund um die Uhr zusammen sein zu müssen.
Eines meiner großen Learnings dabei war: Immer ehrlich zu mir selbst zu sein. Nicht nur Ja und Amen zu sagen, nur weil ich gefällig sein möchte. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Ich habe mich in den letzten Monaten so akzeptiert. Ich bin so und das ist auch gut. Also keine Schande über mich!
Marco:
Eigentlich ist es Sara und mir schon früher aufgefallen, dass ich kaum Probleme damit habe mit unbekannten Menschen in Kontakt zu treten und kennen zu lernen. Allerdings kam das in Augsburg relativ selten vor, da wir dort beide unsere Freundeskreise haben und generell sehr viele Menschen dort kennen. Es war also nicht wichtig für uns neue Menschen in unser Leben zu lassen.
Seid wir unterwegs sind ist das natürlich komplett anders. Freunde und Familie befinden sich auf der anderen Seite der Welt und sind ganz weit weg von uns. Waren wir am Anfang beide noch relativ zurückhaltend, habe ich ziemlich schnell alle „Hemmungen“ verloren und wir kamen immer öfter mit immer mehr Menschen ins Gespräch. Vor allem in Thailand haben wir manchmal an mehreren Tage hintereinander neue Menschen am Strand, in einer Bar oder im Restaurant kennen gelernt und mit diesen Personen auch öfters was unternommen
Während ich jedes mal direkt ziemlich gesprächig war, ist mir irgendwann aufgefallen, dass es bei Sara eigentlich genau das Gegenteil ist. So kannte ich sie noch gar nicht. Doch warum ist das so? Mag sie diese Menschen alle nicht? Gefällt ihr irgendwas anderes nicht? Hat sie ein Problem mit mir? Über solche Dinge machte ich mir Gedanken. Auf die Idee, dass es einfach daran liegt, dass wir diese Menschen eigentlich überhaupt nicht kennen und ihr es einfach zu viele neue Bekanntschaften innerhalb kurzer Zeit sind, bin ich allerdings nicht gekommen. Und ich bin sehr froh, dass sie mir es dann relativ schnell gesagt hat.
Auch wenn dadurch meistens extrem tolle Gespräche, super Bekanntschaften und manchmal sogar wirkliche Freundschaften entstanden sind, wird es ihr irgendwann einfach zu viel und das kann ich vollkommen nachvollziehen. Genau so wie sie es nachvollziehen kann, dass ich auch das Gegenteil brauche.
Und wenn Sara dann an einem Tag unbedingt ihre Ruhe braucht, ich aber eher das Gegenteil möchte, dann finden wir trotzdem immer einen guten Kompromiss. Eine Lösung mit der wir beide Leben können und die uns beide zufrieden stellt. Manchmal merke ich sogar für mich selbst, dass es wohl die bessere Entscheidung ist auch mal einen Gang runter zu fahren und selbst zur Ruhe zu kommen.
Diese Erkenntnisse haben unsere Beziehung nochmal deutlich gefestigt
Anfangs war das alles eine krasse Umstellung für uns. Diese Eigenschaften sind davor noch nie so wirklich aufgetreten und konnten sich dementsprechend auch nicht entfalten. Auch war es für uns beide nicht gerade einfach zu akzeptieren, dass unsere Charaktere doch unterschiedlicher sind als wir immer angenommen hatten.
Doch wir haben uns deswegen nicht unterkriegen lassen, sondern definitiv das Beste daraus gemacht. Wir haben gemeinsam an einer Lösung gearbeitet und sind dadurch noch enger zusammengewachsen als zuvor.
Es hat unsere Beziehung stärker gemacht, anstatt geschwächt. Und das ist die wahre Kunst dahinter.
Habt ihr auch zwei unterschiedliche Charaktereigenschaften auf euren gemeinsamen Reisen entdeckt und wenn ja, wie geht ihr damit um? Schreibt doch einen Kommentar!
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Ich mag, dass ihr in diesem Beitrag so ehrlich und reflektiert seid und es ist schön zu hören, dass es euch noch mehr zusammen geschweißt hat. <3
Hey Maria Anna :)
danke für deinen Kommentar. Freut uns wenn er dir gefällt. Und ja, das mit dem Zusammenschweißen wird irgendwie immer noch mehr! ;)
Liebe Grüße
Marco
Hallo ihr 2,
Ich bin gerade auf diesem Beitrag gelandet und mein Mann und ich haben eine ziemlich ähnliche Zusammenstellung. Er ist irgendwie offener und quasi ein Smalltalk – Profi, ich tu mich da meistens etwas schwer mit. Ich finde wir ergänzen uns dadurch aber ziemlich perfekt, weil er Gespräche gut anfangen kann und ich dann dazustoße, wenn die erste Hürde genommen ist. Wenn mir alles zu viel wird, dann zieh ich mich auch zurück wie Sara und das ist auch ok.
LG Annika
Hey Annika,
genau das ist bei uns auch der Fall! Meistens kommt Marco über Smalltalk auch mit den anderen ins Gespräch, und ich stoße dann quasi dazu.
Für micht ist das zwar nicht immer einfach weil ich mir dann hin und wieder mal Ruhe wünsche. Aber dadurch dass Marco jetzt Bescheid weiß, funktioniert es ganz gut bei uns. Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr einen guten Mittelweg gefunden? :)
Viele liebe Grüße Sara
P.S. Toller Blog! :)
Hey ihr Zwei,
das ist ein echt schöner Beitrag, nicht nur für Paare!
Es ist schon was, wenn zwei Gegensätze zusammen reisen ;)
Vor allem toll, wenn sie näher zusammenkommen.
Echt gut reflektiert und schön geschrieben!
Bei uns gibt es auch immer wieder viele Gegensätze,
von der Planung begonnen bis zum (Tag-Nacht) Rythmus auf reisen.
Es wird nie langweilig dadruch :)
Lasst es euch gut gehen
Daniel und Jens
Hallo Daniel, Hallo Jens,
erstmal ein großes Danke für euer Kompliment! :)
Ja, am Anfang war es nicht immer ganz so leicht als wir das festgestellt haben. Aber wir haben zusammen daran gearbeitet und ziehen mittlerweile sogar viel Positives raus!
Tag-Nacht Rythmus hört sich spannend an! Wie äußert sich das bei euch und wie geht ihr damit um?
Liebe Grüße
Marco + Sara
Hey Marco & Sara,
eigentlich kann man sagen Beziehung = lebenslage Arbeit ;-)
Im positiven Sinne natürlich.
Glücklicherweise haben wir uns angewöhnt zur selben Zeit ins Bett zu gehen, doch morgens will Jens lieber noch liegen bleiben.
Beste Zeit für Daniel Yoga zu machen oder Musik zu hören.
Das sehen wir nun lockerer
Viele Grüße
Daniel und Jens
Hey ihr beiden,
definitiv ist eine Beziehung eine lebenslange Arbeit. Eine die aber ziemlich viel Spaß macht wenn man sich gescheit darum kümmert! :D
Sara bleibt auch lieber gerne liegen während ich meistens schon in aller Früh am Laptop hocke und zum Arbeiten anfange.
Liebe Grüße
Marco